Evangelische Kirchengemeinde Zur Heimat
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Predigten
 
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Vorabend der Konfirmation, 9.5.2014, 18.00 Lukas 22,14–20
Das Fest
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.
Lasst Euch, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, von mir einladen eine gedankliche Reise zu machen. Stellt euch einmal vor, da ist ein Fest geplant. Ein großes Abendessen, zu dem viele Menschen eingeladen sind. Große Tische sind in einem Saal aufgestellt. Die Tische sind mit weißen Tischtüchern, Tellern, glänzenden Gläsern, kostbaren Bestecken, Leinenservietten feierlich gedeckt. Da brennen viele festliche Kerzen. Überall sind die Tische mit Blumen geschmückt. Ein wirklich festlicher Anblick. Die Vorfreude steigt. Kellner eilen geschäftig durch den Saal, um auch noch das letzte Detail zu richten. Man kann es ahnen: Hier soll ein wirklich feierliches Mahl gehalten werden. Da kann einem schon das Wasser im Munde zusammenlaufen. Ich weiß nicht, was Ihr so gerne esst bei einem echten Festessen, aber ich vermute, hier in diesem Saal wird es keine Pommes mit Ketchup geben oder Döner oder Nudeln, sondern richtig, richtig gut gekochtes Essen, das die Köche in stundenlanger Arbeit liebevoll zubereitet haben. Musik wird im Hintergrund schon angestimmt. Bald wird es soweit sein, dass die Gäste eintreffen. Auch das kann man sich schon vorstellen: Da haben die Damen elegante seidige Kleider und die Herren tragen festliche Anzüge. Jeans, T-Shirt, Turnschuhe, das geht gar nicht bei dieser Gelegenheit. Und dann, so möchte ich es mir mit euch zusammen vorstellen, kommt der Gastgeber, der gerne die Tür aufmachen möchte für die Gäste, die nun einer nach dem anderen eintreffen. Wir stellen uns vielleicht unbemerkt hinter einen Vorhang, damit wir genau beobachten können, wer da soll alles kommen soll an wichtigen und einflussreichen Persönlichkeiten. Promis vielleicht? Filmstars oder Models? Solche, die man schon im Fernsehen hat bewundern können? Der Gastgeber steht an der Tür, streckt seine Hand aus, um alle zu begrüßen. Aber das muss doch Irrtum sein! Der da, dieser ulkige Vogel da, der ist doch bestimmt nicht wichtig genug, um bei so einem Fest eingeladen zu sein? Und dann kommt einer, das ist doch ein totaler Versager. Die Frau da, die hat doch noch nicht einmal eine anständige Arbeit. Und der da, na, der könnte passen – ist aber ein Lügner und Betrüger. Die Bürgermeisterin mit Mann, aber über die erzählt man sich auch Geschichten. Wenn nur die Hälfte von dem wahr ist, dann will man sich mit denen eigentlich nicht an einen Tisch setzen. Steuerprüfer, Autohändler, Banker, Börsenmakler, ein Penner ist auch mit dabei, Männer und Frauen, Jugendliche mit Piercings und Tattoos, Laute, Leise, Arme, Reiche, Arrogante und Herzliche – allen gibt er die Hand, begrüßt sie herzlich und freut sich, dass sie gekommen sind. Na, da kann ja offenbar jeder kommen. Die wissen das doch alle gar nicht zu würdigen, was ihnen hier geboten wird! Jetzt sollten wir doch ein bisschen näher herangehen, um zu hören, was der Gastgeber den Menschen sagt, die da kommen. Irgendwie wird er ihnen doch zu verstehen geben, dass das hier etwas ganz besonderes ist. Und richtig, der Gastgeber an der Tür, sagt zu jedem etwas. „Schön, dass du da bist.“, sagt er, „Komm herein. Leg alles draußen ab, was du nicht brauchst.“ Da ist eine riesige Garderobe im Vorraum und in den Regalen liegt alles, was die Leute abgelegt haben: Da liegen jede Menge Ausreden. Streit liegt da. Hass. Faule Tricks. Einige Regalbretter sind gestapelt voll mit Lügen und lauter Betrügereien. Alles, was böse ist und böse macht, liegt ordentlich im untersten Fach eingeräumt. Große Traurigkeiten haben ebenso einen Platz gefunden wie Resignation. Einige haben ihren großen Ehrgeiz abgelegt, andere ihre Paragraphenreiterei, Stolz, Hochmut, Besserwisserei. Alles, was Menschen einschränkt und beschwert, haben sie an der Garderobe abgegeben. Alle Lasten liegen dort: Lebensangst, Verzweiflung, schwere Schuld. Wie erleichtert müssen sich diese Gäste wohl alle fühlen, dass sie all das haben draußen liegen lassen dürfen. Und der Gastgeber heißt alle willkommen, die dabei sein wollen. Und wir, wenn wir jetzt reingehen in diesen festlichen Saal, was werden wir wohl draußen lassen in der Garderobe? Ich könnte ein paar Sorgen in ein Regalbrett legen. Und Ihr? Na, ich denke, Ihr werdet selbst am besten wissen, was Euch drückt und hemmt, was Ihr gerne anders hättet. Lasst es einfach draußen liegen und freut Euch darauf, in einer ganz bunten Gesellschaft willkommen zu sein. Keiner ist zu klein, zu jung, zu unerfahren, zu doof, zu dick, zu dünn oder zu was weiß ich. In diesen Saal zu kommen und mit dabei zu sein, hat es etwas von „Angekommen sein“, weil man einfach so sein darf, wie man ist, weil man angenommen ist, weil man dazugehört – einfach so!
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Eltern, Familien und Paten, liebe Gemeinde, Ihr habt es Euch ja schon gedacht, Sie haben es alle schon geahnt, der Gastgeber, von dem ich erzählen wollte, das ist Jesus selber, der keine Unterschiede zwischen den Menschen gemacht hat. Er hat ihnen zugehört, hat getröstet und aufgerichtet. Er hat Krankheiten geheilt und Lasten von den Schultern genommen. Immer und immer wieder hat er Geschichten erzählt, davon wie es im Reich Gottes sein würde. Und als Zeichen, dass er ernst machen würde mit dem, was es über das Gottesreich zu hoffen und zu erträumen gibt, hat er die Menschen eingeladen, mit ihm zu essen und zu trinken. Er hat alle eingeladen, auch die, die in der damaligen Gesellschaft unten durch waren: Zöllner, die mit den Machthabern und Besatzern gemeinsame Sache gemacht haben, solche, die mit dem Glauben wenig am Hut hatten, Frauen, die für Geld mit den Männern mitgehen, solche, die sich schwer schuldig gemacht hatten, – lauter Gesindel. Jesus aber war sich nicht zu schade für diese Leute, sondern er hat sie in seine Gemeinschaft eingeladen. Er hat mit ihnen das Brot gebrochen, hat mit ihnen aus einer Schale gegessen und hat auch mit diesen Leuten zusammen Wein getrunken. Und das ganz besondere war: Jeder und jede ist satt geworden bei ihm. Der Wein hat für alle gereicht, so dass alle fröhlich werden konnten. Die Menschen haben sich an diese Einladungen erinnert und immer wieder davon erzählt. Schließlich wurden die Geschichten aufgeschrieben, so dass wir sie heute noch nachlesen können. Ganz besonders erinnern wir uns immer wieder an dieses letzte Mal, als Jesus am Abend mit seinen Freunden zusammen gegessen und getrunken hat. Lukas hat das so aufgeschrieben:
14 Als die Stunde für das Passamahl gekommen war, legte sich Jesus mit den Aposteln zu Tisch.
15 Und Jesus sagte zu ihnen: "Ich habe mich sehr danach gesehnt, dieses Passamahl mit euch zu essen, bevor mein Leiden beginnt.
16 Das sage ich euch: Ich werde das Passamahl so lange nicht mehr essen, bis es in Vollendung gefeiert wird im Reich Gottes.“
17 Dann nahm Jesus den Becher, sprach das Dankgebet und sagte: „Nehmt diesen Becher und teilt den Wein unter euch!
18 Das sage ich euch: Ich werde von nun an keinen Wein mehr trinken – so lange, bis das Reich Gottes kommt.“
19 Anschließend nahm er das Brot und sprach das Dankgebet. Er brach das Brot in Stücke, gab es ihnen und sagte: „Das ist mein Leib. Er wird für euch gegeben. Tut das immer wieder zur Erinnerung an mich.“
20 Genauso nahm Jesus nach dem Essen den Becher und sagte: „Dieser Becher steht für den neuen Bund, den Gott mit den Menschen schließt. Er kommt zustande durch mein Blut, das für euch vergossen wird.“
  Lukas 22
Wenn wir uns miteinander erinnern an dieses Abendmahl, das Jesus gefeiert hat, dann dürfen wir wissen, dass er ganz nahe bei uns ist. Auch für uns gilt seine große Einladung, die Begrüßung an der Tür: „Schön, dass du da bist!“ Es gibt in der großen bunten Gemeinschaft aller derer, die zu Jesus gehören, auch für jeden und jede von uns ein Plätzchen, wo wir uns wohlfühlen dürfen. Wir sind auch gemeint und willkommen so wie wir nun einmal sind. Wir dürfen satt werden in unserer Seele. Und unser Durst und unsere Sehnsucht werden gestillt.
Amen.
Pfarrerin Irene Ahrens-Cornely